Blaukehlchen (Luscinia svecica)
Das Blaukehlchen macht seinem Namen alle Ehre. In der Schweiz ist es hauptsächlich zu den Zugzeiten zu beobachten. Seltener brütet es auch in den Bergen. Häufiger anzutreffen ist das Blaukehlchen in Norddeutschland und Skandinavien.
Steckbrief
Wissenschaftlicher Name: Luscinia svecica
Klasse: Vögel
Ordnung: Sperlingsvögel
Familie: Fliegenschnäpper
Länge: 13-14 cm
Spannweite: 20-23 cm
Gewicht: 15-23 g
Verbreitung: Paläarktis
Brutbestand CH: 5-12 Paare
Lebensraum: Feuchtgebiete, Gebirge
Zugverhalten: Kurz- und Langstreckenzieher
Aussehen
Das Blaukehlchen ist mit seiner blauen Brust sehr leicht zu bestimmen. Neben der Blaumeise ist das Blaukehlchen nämlich praktisch der einzige Singvogel Europas, der blaue Gefiederpartien zeigt. Neben der blauen Kehle ähnelt das Blaukehlchen dem Rotkehlchen und dem Hausrotschwanz-Weibchen. So sind im Flug orange Schwanzfedern zu sehen, welche dem Hausrotschwanz ähneln. Vom Körperbau und von der Körperhaltung ähnelt das Blaukehlchen jedoch eher dem Rotkehlchen.
Bei Blaukehlchen-Männchen kann zudem in Prachtkleid und Schlichtkleid unterschieden werden. Im Schlichtkleid ist die blaue Brust weniger ausgeprägt und z.T. nur etwas angedeutet. Der helle Überaugenstreif ist aber weiterhin vorhanden und ein gutes Bestimmungsmerkmal. Meist sollten aber noch genügend blaue Federn vorhanden sein, um das Männchen auch im Schlichtkleid bestimmen zu können.
Beim Blaukehlchen kann zusätzlich noch in weissternige, rotsternige und ‘normale’ Blaukehlchen unterschieden werden. Der Stern, der eben entweder rot oder weiss gefärbt oder gar nicht ausgeprägt ist, befindet sich in der Mitte der blauen Kehle. Die Unterschiede sind geografischen Ursprungs, und sind phänotypischer Basis. Es sind also keine Unterarten oder gar Arten.
Das Weibchen ist eher weniger auffällig, kann aber je älter es wird, auch eine bestimmte Menge an blauen Federn an der Kehle aufweisen.
Jungvögel hingegen sind eher etwas schwieriger zu bestimmen, da sie noch praktisch keine blauen Federn zeigen. Sie sehen demnach recht ähnlich aus wie ein junges Rotkehlchen. Gute Unterscheidungsmerkmale sind aber der helle Überaugenstreif und manchmal etwas dunkle, leicht bläuliche Federn an der Brust.
Verwechslungsmöglichkeit
Besonders im Prachtkleid ist das Blaukehlchen eigentlich nicht zu verwechseln. Zu den Zugzeiten bewegen sich die Vögel aber gerne im Gebüsch und am Boden, was die Bestimmung z.T. etwas erschweren kann. Besonders aufgrund ihrer Ähnlichkeiten zum Rotkehlchen. So habe ich auch schon potenziell Blaukehlchen gesehen, die ich aber nie mit hundertprozentiger Sicherheit bestimmten konnte. Sieht man die Blaukehlchen aber mal in Ruhe, sind auch Schlichtkleid, Weibchen und Jungvögel sicher zu bestimmen.
Wo lebt das Blaukehlchen?
Das Blaukehlchen bewohnt weite Teile der Nordhalbkugel, mit besonderem Schwerpunkt auf die Taiga und Tundra. In gewissen Regionen, so auch in Europa, bewohnt das Blaukehlchen auch Lagunen in Mediterranen Gebieten. So beispielsweise in Spanien oder Frankreich.
Das rotsternige Blaukehlchen ist der häufigste Phänotyp und bewohnt vor allem die nördlichen Verbreitungsgebiete. Weiter südlich verbreitet ist das weissternige Blaukehlchen. Dieses Verbreitungsgebiet mischt sich schliesslich in das Verbreitungsgebiet des ‘nicht-sternigen’ Blaukehlchens.
Vorkommen in der Schweiz
In der Schweiz ist das Blaukehlchen ein sehr seltener Brutvogel. Der Bestand wird auf 5-12 Brutpaare geschätzt. Die Bruten sind in den Alpen zerstreut und nur schwierig zu finden. Dabei handelt es sich meist um rotsternige Blaukehlchen. Weissternige Blaukehlchen brüten hingegen nur sehr selten in der Schweiz.
Was frisst das Blaukehlchen?
Das Blaukehlchen ernährt sich hauptsächlich von Insekten, Spinnen und Würmer. Seltener fressen Blaukehlchen auch Beeren und andere Früchte. Dazu greifen die Vögel hauptsächlich im Spätsommer, um die letzten Fettreserven aufzubauen vor dem Zug in den Süden.
Fortpflanzung
Blaukehlchen haben in der Regel monogame Brutsaisons. Das Nest wird ausschliesslich vom Weibchen am Boden oder in dessen unmittelbarer Nähe gebaut. Die Gelegegrösse beträgt gewöhnlich 5-6 Eier, welche dann für ungefähr 2 Wochen bebrütet werden. Auch das Bebrüten der Eier erfolgt ausschliesslich durch das Weibchen. Die geschlüpften Jungen verbringen anschliessend nochmals etwa 2 Wochen im Nest, wo sie von Weibchen und Männchen gefüttert werden. Die flüggen Jungen verbringen in der Regel noch mindestens einen Monat im Revier der Eltern. Abhängig vom Verbreitungsgebiet (und damit der Unterart) ziehen Blaukehlchen pro Saison eine oder zwei Bruten auf. Das älteste beringte Blaukehlchen in der Wildbahn wurde fast 9 Jahre alt.
Zugverhalten
Je nach Unterart haben Blaukehlchen stark unterschiedliche Zugstrategien. So sind einige Unterarten Kurzstreckenzieher und andere wiederum Langstreckenzieher. So überwintert zum Beispiel das rotsternige Blaukehlchen in Indien. Das weisssternige Blaukehlchen überwintert hingegen in Nordafrika. Die Unterart der Atlantikküste hat eine der kürzesten Zugrouten und überwintert in Südportugal.
Blaukehlchen fotografieren
In der Schweiz sind Blaukehlchen hauptsächlich während den Zugzeiten anzutreffen. Die wenigen Bruten in den Alpen sind recht schwierig zu finden und recht störungsempfindlich. Vögel auf dem Durchzug sind hingegen oftmals recht kooperativ, wenn sie denn einmal aus dem Gebüsch kommen. Häufig klettern die Vögel nämlich tief im Gebüsch umher, wo sie nur sehr schwer zu fotografieren sind. In ihrem Brutgebiet angekommen, zeigen sich die Vögel und insbesondere die Männchen etwas exponierter und sind deshalb dann auch etwas einfacher zu fotografieren. Mit Tarnung und/oder viel Geduld können die attraktiven Vögel so aus relativ guten Distanzen fotografiert werden.
Andere Arten
Quellen
Die Bestandeszahlen, Länge, Gewicht und Spannweite entsprechen den Daten der Vogelwarte Sempach
Informationen über Verhalten, Verbreitung usw. entsprechen meinen eigenen Beobachtungen und wurden mit Informationen aus folgenden Quellen ergänzt:
Die Vögel der Schweiz (2007) Lionel Maumary et al.
Schweizer Brutvogelatlas 2013-2016
Der Kosmos Vogelführer (2017) Lars Svensson et al.