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Kormoran im Hafen

Einen Kormoran zu fotografieren war schon seit langem ein Ziel von mir. Besonders im Winter sind diese recht häufig an den Schweizer Gewässer zu Gast. Seit der Jahrtausendwende gehört der Kormoran auch zu den Brutvögel der Schweiz. Doch trotz den stark gestiegenen Bestandszahlen hatte ich bisher kein Glück mit der Art. Nun hatte es endlich mal geklappt.

Weil die Federn des Kormorans nicht wasserdicht sind, müssen die Vögel nach einigen Tauchgängen an Land, um ihre Flügel zu trocknen. Dazu setzen sich die Kormorane gerne auf Pfähle wo sie zum Trocknen ihre Flügel spreizen. Vor allem im Winter ist der Kormoran sehr häufig in den Häfen auf den Anlegepfählen zu beobachten. Doch meistens sucht sich der eher scheue Vogel Pfähle aus, welche für den Menschen nicht erreichbar sind.

Zum Fotografieren sind die Kormorane im Hafen also oftmals einfach zu weit weg. Gerade weil man nicht so nahe an die Vögel herankommt, hat man dann den unschönen Pfahl im Bild. Auch der Hintergrund wird durch die Entfernung weniger unscharf. Das hat zur Folge, dass der Hintergrund vom Vogel ablenken. Um ein interessantes Foto vom Kormoran zu schiessen, musste ich also möglichst nahe an den Vogel heran. Doch wie gelangt man so nahe an einen scheuen Vogel, wenn er meist weit draussen im Wasser auf Pfählen sitzt?

Glücklicherweise ist letzteres nicht immer so. In den letzten Jahren ist mir im lokalen Hafen ein Anlegepfahl aufgefallen, welcher recht nahe am Ufer war und trotzdem manchmal von Kormoranen aufgesucht wurde.

Problem war allerdings, dass die Kormorane sehr scheu waren und schon auf weite Distanzen einen anderen Pfosten aufsuchten. Einen Ansitz hätte sich aber ebenfalls nicht gelohnt. Zu selten wurde der Pfosten gebraucht und dieser befand sich auch mitten im gut besuchten Hafengelände.

So galt es also einzig und allein: Versuchen, versuchen, versuchen…

1/640 | f/ 6.3 | ISO 1000 | 600mm

In 95% der Fälle, in denen ich im Hafengelände fotografieren ging, war der Pfosten gar nicht besetzt. Glücklicherweise sind Kormorane nicht die einzigen Arten, welche im Hafen überwintern. So fotografierte ich statt den Kormoranen meistens die überwinternden Enten. Dazu gehört z.B. die Kolbenente, die Tafelente oder die Reiherente. Falls der Pfosten mal besetzt war, flogen die Kormorane meist schnell davon.

Als ich an diesem bewölkten Tag am Pfosten vorbeifuhr war, nach langer Zeit wieder einmal ein Kormoran auf dem Pfosten. Meine Hoffnungen, dass ich endlich mein lang ersehntes Foto vom Kormoran machen konnte, stiegen signifikant, als ich mit dem Feldstecher erkennen konnte, dass es sich wohl dabei um ein Jungtier handeln musste.  Junge Vögel sind meistens noch etwas unerschrockener und unerfahren. Vor dem Menschen haben sie tendenziell noch etwas weniger Angst als adulte Vögel.

Tatsächlich schien sich der Kormoran überhaupt nicht ab mir zu stören. Nur ab und zu warf mir der Vogel einen flüchtigen Blick zu. Dann widmete er sich wieder der Federpflege.

Nach guten 20 Minuten stand ich dem Kormoran gegenüber und uns trennte nur noch wenige Meter zwischen der Hafenmauer und Pfosten. Weil ich nicht unter einem Tarnzelt versteckt war, konnte ich mich so bewegen, dass ich einen schönen Hintergrund erhielt.

Ich entschied mich langsam in die Hocke zu gehen, damit ich im Hintergrund einen weit entfernten Berg bekam. Dieser war bei den herrschenden Lichtverhältnissen sehr dunkel, und mir kam die Idee für ein sehr dunkles Foto, in dem nur die Details des Kormorans hervortreten würden.

Nebst den Belichtungseinstellungen experimentierte ich auch mit verschiedenen Bildkompositionen. Dabei habe ich mich recht schnell für Hochformat entschieden. Dies funktionierte in meinen Augen einfach besser in dieser Situation.

Am PC habe ich dann meine Bildidee zu Ende geführt. In Lightroom habe ich einige grundsätzliche Einstellungen vorgenommen. So habe ich z.B. das Bild noch etwas zugeschnitten. In Photoshop habe ich dann den Hintergrund nochmals stark verdunkelt.

Das Bild gefällt mir sehr gut. Der dunkle Hintergrund passt sehr gut zum Kormoran. Ein hellerer Hintergrund würde vom Kormoran nur ablenken und die schönen Federdetails würden untergehen. Auch die Bildkomposition gefällt mir sehr gut indem sie viel Platz für den Vogel lässt und trotzdem nicht viel vom Bild einnimmt.

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Nicolas Stettler

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2560 Nidau

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4.10.2023

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