Skip to main content

Lohnt sich ein Telekonverter heute noch?

Bei der Tierfotografie scheint man nie genug nahe an ein Tier heranzukommen und die Brennweite könnte noch immer etwas grösser sein. Doch je höher die Brennweite des Objektivs ist, desto höher ist meist auch dessen Preis. Telekonverter versprechen aber, mit relativ geringem finanziellen Aufwand die Brennweite zu vervielfachen können.

Aus dem 300mm kann mit einem 1.4x Telekonverter ein 420mm, und mit einem 2x Telekonverter sogar ein 600mm gemacht werden. Verglichen mit Objektiven mit diesen Brennweiten kosten solche Telekonverter meist ‘nur’ einige hundert Franken. Telekonverter haben aber auch Nachteile. So verliert man durch den Telekonverter etwas an Schärfe und Licht. Die grosse Frage ist aber, ob die Nachteile überwiegen oder ob sich ein Telekonverter doch lohnt.

Wie funktioniert ein Telekonverter?

Ein Telekonverter wird zwischen Objektiv und Kamera angebracht. Im Telekonverter befinden sich weitere Linsengruppen, welche die Lichtstrahlen weiter nach aussen werfen. Auf dem Sensor landen dadurch nur noch Lichtstrahlen aus einem engeren Bildbereich. Das Bild wird also vergrössert und man hat dementsprechend die Vergrösserung von einem Objektiv mit einer längeren Brennweite. Die Brennweite wird aber eigentlich nicht verändert. So bleibt die Bildkompression gleich wie sie ohne Konverter gewesen wäre. Ein Telekonverter funktioniert also genau gleich wie das beim Bildzuschnitt der Fall wäre.

Weshalb ein Telekonverter

Mit dem Telekonverter lassen sich die Brennweiten sehr effizient vergrössern. Für Fotografen, welche ihre Bilder nicht zuschneiden, ist das die einzige Möglichkeit bei Festbrennweiten den Bildausschnitt zu ändern.

Für Fotografen, welche ihre Bilder zuschneiden kann ein Telekonverter aber ebenfalls interessant sein. Durch die stärkere Vergrösserung kann man schliesslich mit mehr Pixeln arbeiten. Ist ein Vogel also sehr weit weg hat man mit dem Telekonverter mehr Pixel vom Vogel, als wenn man einfach auf dem PC das Bild zuschneiden würde.

Das ist besonders von Vorteil, wenn man an Fotowettbewerben teilnehmen will. Diese haben oftmals Mindestanforderungen bezüglich der Auflösung der Bilder. Weshalb dies eigentlich keinen Sinn macht, siehst du dann später. Grundsätzlich hat man aber mit dem Telekonverter die Möglichkeit das Bild stärker zu vergrössern.

Dies kann in der Theorie aber nicht nur bei Fotowettbewerben hilfreich sein. So sollte man eigentlich auch eine bessere Auflösung zum Drucken erhalten. In der Praxis sind die Vorteile aber, wenn überhaupt, nur gering. Dies liegt daran, dass der Telekonverter auch sehr grosse Nachteile hat.

Der Nikon TC-14E III im Test

Nachteile eines Telekonverter

Da der Telekonverter nur das finale Bild vergrössert, ist die Bildqualität stark von der optischen Leistung des Objektivs abhängig. Zeichnet ein Objektiv eine Kante fehlerhaft, also z.B. unscharf oder mit Chromatischen Aberration, kann dies durch den Telekonverter verstärkt werden.

Auch ist die Leistung des Telekonverters abhängig vom Sensor der Kamera. Auf einer Kamera mit hoher Auflösung sind Bildfehler viel leichter erkennbar als das mit einer Kamera mit niedriger Auflösung der Fall ist. Je nach Objektiv und Kamera kann die Leistung des Telekonverters also stark variieren. In diesem Artikel beziehe ich mit ausschliesslich auf meine Erfahrungen mit dem Telekonverter TC1.4E III von Nikon auf meiner Nikon D850 und dem 500mm f/4 FL ED.

Die schlechtere Bildqualität ist aber nicht der einzige Nachteil eines Telekonverters. So verliert man mit einem Telekonverter auch an Licht. Den dieses fällt jetzt zu einem gewissen Teil nicht mehr auf den Sensor und die Lichtmenge für jedes einzelne Pixel ist dementsprechend geringer.

Bei einem Telekonverter mit einer 1.4-fachen Vergrösserung verliert man beim Fotografieren jeweils genau einen Blendenstopp an Licht. Die grösste Blendenstufe ist am 500mm f/4 nicht mehr f/4 sondern 5.6. Bei einem 2-fachen Telekonverter würde man sogar 2 Blendenstopps verlieren. Statt f/4 wäre dann f/8 die weiteste Blendenöffnung.

Um den Verlust des Lichts auszugleichen muss man entweder die Verschlusszeit verlängern oder die ISO-Empfindlichkeit erhöhen. Besonders mit der Erhöhung des ISO-Wertes kann die Bildqualität nochmals deutlich darunter leiden.

Ein weiterer Nachteil eines Telekonverters ist die niedrigere Autofokus-Geschwindigkeit. Auch wenn mein Objektiv eigentlich extrem schnell ist, hatte es mit dem Telekonverter deutlich mehr Mühe und war allgemein langsamer.

Wie du siehst gehst du mit dem Gewinn an Brennweite durch den Telekonverter grosse Kompromisse ein. Nicht nur verlierst du allgemein an Bildschärfe, durch die geringere Lichtstärke verlierst du zusätzlich durch einen höheren ISO-Wert an Bildqualität. Schliesslich kommt auch noch der langsamere Autofokus dazu, welcher in gewissen Fällen ebenfalls nochmals zu unschärferen Fotos beitragen kann. Trotz diesen sehr grossen Nachteilen lässt sich aber nicht eindeutig sagen, ob ein Telekonverter wirklich Sinn macht. Vergleicht man nämlich Fotos mit und ohne Telekonverter sind die Fotos praktisch identisch.

Konverter vs Croppen

Bei meinen ersten Versuchen mit dem Telekonverter habe ich schnell gemerkt, dass die Bildqualität doch einiges unter dem TC leidet. Details wurden nicht mehr so scharf abgebildet, Kontraste waren etwas geringer und durch den Verlust eines Blendenstopps war natürlich auch das Rauschen der Kamera etwas stärker. Ich konnte also um einiges weniger zuschneiden, als das ohne Telekonverter der Fall gewesen wäre. Dies war aber ja auch nicht unbedingt nötig, weil ich durch den TC bereits einen engeren Bildausschnitt hatte.

Da ich aber beim Fotografieren von Vögeln nie die Zeit hatte, den Konverter abzunehmen, um die Bildqualitäten zu vergleichen, zeige ich hier zum Vergleich zwei Testbilder. Unterschied ist einzig und allein der Telekonverter. Anschliessend habe ich das Bild ohne dem Telekonverter so zugeschnitten, dass es den gleichen Bildausschnitt hat, wie das Foto mit dem Konverter.

Auch nach längerem Hinblicken, konnte ich bisher keine grossen Unterschiede zwischen den beiden Fotos erkennen. Obwohl das Bild mit dem Telekonverter deutlich ein höhere Auflösung hat, sind die Bilder fast identisch scharf. Bei einer sehr starken Vergrösserung (ungefähr 300%) hat die Kombination mit dem TC leicht die Nase vorn. Die Unterschiede bleiben aber minim.

Damit sollte eigentlich auch klar sein, dass Mindestauflösungen in einem Fotowettbewerb so nicht unbedingt Sinn machen. So hat das Bild mit Konverter bei gleichem Ausschnitt zwar 2000 Pixel mehr auf der längeren Seite, es ist aber praktisch genau gleich scharf wie das ohne Telekonverter.

Was sich in diesem Test aber nicht demonstrieren liess ist der Autofokus. Dieser ist mit dem TC deutlich langsamer und etwas ungenauer. Bei diesen idealen Bedingungen hatte der Autofokus auch mit TC nie Probleme, scharfzustellen. Beim Fotografieren von Vögeln oder anderen Motiven in Bewegung ist der langsamere Autofokus doch recht auffällig und kann zu unscharfen Fotos führen. Schlussendlich sind die Fotos im Feld mit dem Telekonverter also doch nochmals um einiges stärker negativ beeinträchtigt, als das in einem statischen Test der Fall ist.

500mm ohne Telekonverter dafür gecroppt

500mm mit 1.4x Telekonverter

Ein Testfoto mit dem Nikon 500mm f4E und dem TC14E III.
Ein Testfoto mit dem Nikon 500mm f4E.

500mm ohne Telekonverter dafür gecroppt

500mm mit 1.4x Telekonverter

Ein Testfoto mit dem Nikon 500mm f4E und dem TC14E III.
Ein Testfoto mit dem Nikon 500mm f4E.

Lohnt sich ein Telekonverter?

Nachdem ich jetzt aufgezeigt hatte, dass die Bildqualität sich schlussendlich kaum vom Bild ohne Telekonverter unterscheidet, dafür aber der Autofokus deutlich langsamer ist, stellt sich die Frage, ob sich ein Telekonverter denn überhaupt lohnt.

Für mich persönlich ist dies ein recht deutliches nein. Dies liegt aber nicht unbedingt am Telekonverter, sondern kann auch an meiner Ausrüstung liegen. Ich kann mir gut vorstellen, dass der gleiche Telekonverter, allerdings z.B. mit einer Nikon Z6 oder einer D6 deutlich besser funktioniert hätte. Mit 24MP bzw. 20MP kann man deutlich weniger zuschneiden und der Telekonverter gewinnt wieder an Nutzen.

Mir persönlich sind die Abstriche bei Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit des Autofokus zu gross, um den minimalen Vorteil bei der Bildqualität zu rechtfertigen. Lieber habe ich ein Bild von einem Vogel, bei dem genau das Auge fokussiert ist, als ein Bild bei dem die Schwanzfedern, bei marginal besserer Bildqualität, scharf abgebildet sind weil der Autofokus zu langsam war.

Ein Telekonverter würde ich deshalb nur Personen empfehlen, welche eine Kamera mit eher geringen Auflösung und ein sehr gutes Objektiv besitzen. Ein eher billiges Objektiv mag zwar ohne Telekonverter sehr gut erscheinen, mit dem Konverter zeigen sich aber dann die Macken. Ebenso gilt dies für Kameras mit hohen Auflösungen. Nichtsdestotrotz empfehle ich jedem, einmal einen Telekonverter auszuprobieren. Es kann gut sein, dass der Konverter bei deiner Ausrüstung sehr wohl sehr gute Resultate erzielt. Auch ich konnte den Telekonverter ausprobieren. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bei Thomas Schüpbach vom Digital Studio Schüpbach bedanken.

Fotos mit dem Telekonverter

Die Links sind Affiliate-Links. Wenn du auf einen solchen Affiliate-Link klickst und über diesen Link einen Kauf tätigst, erhalte ich von dem jeweiligen Online-Shop eine Provision. Für dich ändert sich der Preis nicht.
Verpasse keine neuen Artikel!
Mit dem Abonnieren des Newsletters erklärst du dich automatisch, die Datenschutzrichtlinien zu akzeptieren.

Nicolas Stettler

Weyernweg 27

2560 Nidau

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Soziale Medien


4.10.2023

© 2022 Nicolas Stettler. ALL RIGHTS RESERVED