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Sterne und Milchstrasse fotografieren

Du hast schon immer einmal die Milchstrasse fotografieren wollen, auf deiner Kamera sind aber nur einige wenige Punkte zu erkennen? Dann bist du hier genau richtig. In diesem Artikel lernst du, wie du die Milchstrasse fotografieren und bearbeiten kannst, damit auf den Fotos die gesamte Milchstrasse zum Vorschein kommt.

Um Sterne zu fotografieren benörigst du eine Kamera, an der du alle Einstellungen selber vornehmen kannst. Zusätzlich brauchst du ein Stativ und ein möglichst lichtstarkes Objektiv. Um das beste aus deinen Bildern herauszuholen, benötigst du auch ein Bildbearbeitungsprogramm.

Die wichtigsten Punkte, die du zum Fotografieren von Sternen oder Milchstrasse wissen solltest sind:

  • Sterne können bei Neumond am besten fotografiert werden.
  • Belichtungszeit so lange wie möglich (bis die Sterne eliptisch werden).
  • Ein Stativ ist für das Fotografieren der Milchstrasse zwingend notwendig.
  • Mit dem Übereinanderlegen von mehreren Bildern kann das rauschen vermindert werden.
Das finale Bild der Sterne nachdem es gestacked und mit Photoshop bearbeitet wurde.

In den Sommerferien habe ich mich neben den Tieren auch etwas den Landschaften gewidmet. Neben den Sonnenuntergängen habe ich auch versucht die Landschaft unter dem Sternenhimmel zu fotografieren. Als ich die Fotos auf Instagram in den Stories veröffentlicht habe, wurde ich mehrmals gefragt, wie ich die Fotos bearbeitet habe. In diesem Artikel zeige ich dir nun, wie du die Milchstrasse ebenfalls so bearbeiten kannst.

Das Foto, das ich dir heute zeige habe ich auf einem Reise im Graubünden gemacht. Dort habe ich neben der Milchstrasse auch Murmeltiere und Bartgeier fotografiert.

Leider war die Mondphase alles andere als optimal. Nur ein kurzes Zeitfenster blieb zwischen der vollkommenen Dunkelheit bis der Mond aufging. Zudem befand sich die Unterkunft inmitten der Stadt. Glücklicherweise fand ich aber eine Brücke, welche relativ gut von störenden Lichtquellen abgeschirmt war. An diesem Abend machte auch endlich das Wetter mit und es war praktisch wolkenlos.

Je dunkler die Nacht ist, desto besser kommen die Sterne zur Geltung. Neben dem Mond führen auch grössere Städte zu weniger optimalen Bedingungen. Bei Licht aus Städten spricht man auch von Lichtverschmutzung.

Weil ich schon am Tag mir überlegt habe, welche Komposition am besten funktionieren würde, wusste ich in etwa, wie ich die Kamera aufstellen musste. Die Kompositionen waren durch die Stellung der Milchstrasse auch recht begrenzt.

Bevor ich mich auf eine erste definitive Komposition festlegte, stellte ich bereits das Objektiv scharf. Dazu nutzte ich den Jupiter welcher recht hell am Himmel leuchtete. War dieser möglichst klein auf dem Live View und damit möglichst scharf, suchte ich mir eine erste Komposition und stellte dann die Kamera richtig ein. Spätestens nach dem Scharfstellen solltest du den Autofokus deaktivieren. Besonders bei Nikon-Kameras ist dies zu beachten. In Nikon Kameras wird der Autofokus nämlich bei Zeitrafferaufnahmen aktiviert. Im Dunkeln stellt der AF aber nicht mehr richtig scharf und das Bild wird dann unscharf. Wenn du den Autofokus am Objektiv oder an der Kamera aber deaktivierst tritt dies nicht auf.

Um die Sterne richtig fokussieren solltest du am besten auf einen hellen Stern/ Planeten zielen. Mit dem Live View kannst du den Fokus dann manuell justieren bis der Stern/ Planet möglichst klein erscheint.

Nachdem ich eine spannende Komposition gefunden habe, machte ich einige Testfotos, um die richtigen Einstellungen zu machen. Um die richtigen Einstellungen zu finden gibt es einige Faustregeln.  So gibt es z.B. die Faustregel:

500/ Brennweite= Belichtungszeit

Diese errechnete Zeit gibt die maximale Belichtungszeit an, mit welcher die Sterne als Punkt abgebildet werden. Bei längeren Belichtungszeiten verschiebt es die Sterne durch die Erdrotation zu stark und werden Ellipsenförmig, bis sie schliesslich zu Strichen werden.

Die Blende ist sehr abhängig vom Objektiv. Ich benutzte ein 80-400 mm f/ 4.5-5.6 von Nikon. Um möglichst viel Licht zu erhalten habe ich bei 80mm die Blende auf f/ 4.5 gestellt. Hätte ich ein lichtstärkeres Objektiv dabeigehabt, hätte ich die Blende noch etwas weiter geöffnet. Durch die offene Blende können aber Aberrationen und Vignettierung entstehen. Besonders die Aberration sind nachher praktisch nicht mehr zu korrigieren. Deshalb würde ich die Blende nie ganz öffnen.

Die ISO habe ich dann so eingestellt, um ein möglichst helles Bild zu erzeugen.

Wichtig: Ich habe den Fehler gemacht, dass ich den Bildschirm vom Tag noch etwas zu hell eingestellt habe. In der Nacht haben die Fotos den Anschein gemacht, genau richtig belichtet zu sein. Erst am Computer habe ich dann  gemerkt, dass die Bilder etwas zu dunkel waren. Um die Helligkeit zu überprüfen solltest du also immer auch das Histogramm prüfen!

Überprüfe deine Fotos nicht nur mit dem Bildschirm, sondern auch anhand des Histogramms. In der Nacht erscheinen die Bilder auf dem Display sehr hell.

Damit du auf den Bilder überhaupt etwas erkennen kannst, wirst du sehr hohe ISO-Werte benötigen. Das bedeutet wiederum sehr starkes Bildrauschen. Um dieses zu bekämpfen kann man mehrere Bilder machen, und diese dann zusammenfügen. Der Computer berechnet dann für jedes Pixel den Mittelwert aus allen gemachten Fotos für dieses Pixel.

Weil sich die Milchstrasse aber bewegt, funktioniert diese Verfahren eigentlich nicht. Dafür gibt es aber ganz spezielle Programme, die genau das machen können. Diese Programme erkennen, wie stark sich die Sterne bewegen, und legen dann die Bilder übereinander. Mehr zu diesen Programmen folgt später. Nun musst du aber zuerst noch die Bilderreihe schiessen. Dazu stellst du die Kamera am besten auf Zeitraffer-Aufnahme. Dort stellst du ein, dass die Kamera ungefähr 10 bis 15 Bilder nacheinander macht. Nun drückst du nur noch auf Start und wartest, bis die Kamera alle Bilder gemacht hat.

Bevor du nach Hause gehst empfehle ich dir, die Bilder zu überprüfen und allenfalls noch andere Kompositionen oder Objektive zu versuchen. So habe ich z.B. auch noch mein 50mm f/ 1.8 montiert und noch einige andere Ausschnitte fotografiert. So habe ich unter anderem auch noch einen Ausschnitt der Milchstrasse mit Vordergrund fotografiert.

Das unbearbeitete RAW-Foto der Sterne.

Milchstrassen-/ Sternenfotos bearbeiten

Hast du die Fotos gemacht kannst du diese in Lightroom importieren und bearbeiten. Am besten stapelst du die Sequenz gerade. Aktivierst du das Automatische Synchronisieren im Bearbeiten-Modus, kannst du gerade alle Fotos gleichzeitig bearbeiten. Hier kannst du nun die ersten Anpassungen vornehmen. Allerdings sollten diese Anpassungen erst global sein. Je nachdem kannst du auch die Vignettierung deines Objektivs korrigieren lassen. Allerdings kann dies dann im Verlauf noch zu Problemen führen. In diesem Fall musst du die Vignettierungskorrektur deaktivieren und die Probleme sollten behoben sein.

Nun kannst du die Fotos exportieren. Um nicht an Qualität zu verlieren solltest du die Fotos in voller Auflösung, ohne Komprimierung als TIFF exportieren.

Milchstrassen-/ Sternenbilder in Sequator stacken

Im Anschluss öffnest du das Programm Sequator und lädst dort wieder deine Bilder hinein. Sequator ist eine Gratis-Software. Trotzdem funktioniert das Programm wesentlich besser als z.B. Photoshop. Dieses könnte die Bilder der Milchstrasse zwar auch stacken, besonders bei weitwinkligen Objektiven hat Photoshop aber extrem Mühe. Was in Photoshop eine gute halbe Stunde dauert, berechnet Sequator in weniger als 2 Minuten. Und das erst noch in besserer Qualität.

Wirkliche Alternativen zu Sequator gibt es keine. Andere Porgramme sind nämlich meistens extrem kompliziert und mühsam zu bedienen. Sequator hingegen funktioniert sehr leicht und ist einfach zu verstehen. Nun also dazu, wie du das Programm bedienst.

Mit Doppelklick auf Star Images öffnet sich der Dateimanager. Wähle darin deine Bildersequenz aus.

Anschliessend kannst du mit Doppelklick auf Output den Dateinamen und der Speicherort der neuen Datei festlegen.

Anschliessend gehst du auf Composition. Diese lässt du auf Align Stars. Unterhalb dieser Box kannst du auswählen, wie die Fotos gestacked werden sollen. Hast du einen Vordergrund im Bild musst du die Option Freeze ground anklicken. Ohne Vordergrund hat für mich jeweils select best pixels am besten funktioniert. Sowohl Freeze ground als auch select best pixels entfernen automatisch auch alle Striche von Flugzeugen.

Haben deine Bilder einen Vordergrund musst du zusätzlich mit Sky region diesen Ausmarkieren. In den meisten Fällen wirst du wahrscheinlich einen unebenen Horizont haben. Dazu funktioniert die Irregular Mask am besten. Diese funktioniert ähnlich wie in Photoshop. Du kannst nun den gesamten Sternenhimmel übermalen. Du solltest aber aufpassen, nicht vom Vordergrund zu markieren. Die grüne Fläche wird als Sternen Himmel aufgenommen. Machst du einen Fehler und markierst auch die Landschaft kannst du mit gedrückter Alt-Taste den Fehler ausradieren.

Nun ist alles vorbereitet und du kannst das Programm seinen Job machen lassen. Klicke dazu auf Start.

Nachdem das Programm fertig gerechnet hat, kannst du den Ladebalken schliessen und das fertige Bild ansehen.

Das Bild ist bereits automatisch gespeichert und du kannst es jetzt wieder in Lightroom importieren. Dort kannst du nochmals Anpassungen vornehmen oder das Bild in Photoshop öffnen.

Bilder in Photoshop bearbeiten

In Photoshop geht es jetzt darum, möglichst viel aus den vorhandenen Daten herauszuholen.

Zuallererst geht es darum die Sterne etwas abzuschwächen. Das klingt zuerst etwas kontraproduktiv. Allerdings willst du ja die nebligen Strukturen hervorheben und nicht die bereits sehr hellen Sterne. Indem du die hellen Sterne abschwächst kommen die Nebel schon etwas mehr zur Geltung.

Dupliziere zuerst dein Foto mit Ctrl + J. Dann gehst du auf Auswahl > Farbbereich. Im neuen Fenster stellst du die Auswahl auf Lichter und spielst mit den beiden Slidern, bis nur noch die hellen Sterne weiss markiert sind. Nun kannst du auf OK klicken. Anschliessend gehst du wieder auf Auswahl und klickst unter Auswahl verändern auf Erweitern. Im neuen Fenster stellst du den Slider auf 2 px. Wieder unter Auswahl verändern wählst du nun Weiche Kante und stellst den Slider auf 1 px. Nun kannst du unter Filter > andere Filter > dunkle Bereiche verdunkeln die Sterne abdunkeln. Spiele etwas mit dem Slider bis dir die Resultate ungefähr gefallen. Generell funktionieren Werte zwischen 1 bis 2 px am besten. Dabei solltest du aufpassen, dass du die Sterne nur abdunkelst und keine komischen Artefakte entstehen.

Bearbeitungsschritt in Photoshop um Bilder von Sternen zu bearbeiten.
Bearbeitungsschritt in Photoshop um Bilder von Sternen zu bearbeiten.
Bearbeitungsschritt in Photoshop um Bilder von Sternen zu bearbeiten.
Bearbeitungsschritt in Photoshop um Bilder von Sternen zu bearbeiten.
Bearbeitungsschritt in Photoshop um Bilder von Sternen zu bearbeiten.

Nun kannst du einzelne Teile der Milchstrasse hervorheben. Mit einem Kurvenanpassung kannst du die Nebel etwas aufhellen.

Zusätzlich kannst du die Bereiche mit der Farbbalance etwas stärker färben.

Damit die Anpassungen nur die Nebel der Milchstrasse betreffen, die dunklen Bereiche aber dunkel bleiben, kannst du unter Auswahl > Farbbereich die Nebel auswählen. Dazu stellst du im neuen Fenster die Auswahl auf aufgenommene Farben und klickst dann auf den Bereich, den du verbessern möchtest.

Diese lokale Anpassung kannst du für verschiedene Bereiche des Bildes anwenden, bis dir das Bild gefällt.

Mit dem Orton Effekt kannst du das Bild der Milchstrasse verbessern. Beim Orton Effekt wird ein unscharfes Bild über das scharfe Bild gelegt. Das gibt dem Bild ein viel weicheres Aussehen und die Nebel in der Milchstrasse kommen noch besser zur Geltung. Für den Orton Effekt musst du zuerst mit Ctr + J alle Ebenen kopieren. Unter Rechtsklick auf die Ebenen solltest du die kopierten Ebenen auf eine Ebene reduzieren. Stelle nun die Deckkraft dieser Ebene auf ungefähr 20% und füge dann den Filter Gauscher Weichzeichner auf die Ebene ein.

Spiele mit dem Slider ein wenig, bis du einen Wert gefunden hast, der dir gefällt. Allenfalls kannst du die Deckkraft noch etwas anpassen. Der Orton Effekt verringert auch ein wenig den Kontrast. Mit einer weiteren Kurvenanpassung kannst du wieder etwas mehr Kontrast ins Bild bringen.

Nun ist das Foto fertig bearbeitet. Wie du schlussendlich deine Fotos der Milchstrasse bearbeitest liegt gänzlich an dir. Gerade in Photoshop gibt es unendliche Möglichkeiten. Auch gibt es viele verschiedene Möglichkeiten wie du eine gewisse Anpassung anwenden kannst. Um in Photoshop Fotos zu bearbeiten braucht es also auch ein bisschen Kreativität um die Möglichkeiten, die das Programm bietet, zu verwenden.

Bearbeitetes Foto der Sterne.
Unbearbeitetes Foto der Sterne.
Bearbeitetes Foto der Sterne.
Unbearbeitetes Foto der Sterne.

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Nicolas Stettler

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4.10.2023

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